Rückblick 2023: Ein Jahr Balkonkraftwerk

Rechnet sich ein Balkonkraftwerk? Eine Bilanz meiner 600 Watt Anlage auf einer Dachterrasse.

Aufbau der Anlage

Gegen Ende 2022 habe ich mir zwei PV-Module und zwei Wechselrichter gekauft. Alles in allem kostete dies knapp 800 EUR. Bis etwa Juli standen die Module mehr oder weniger nur provisorisch herum, bis ich sie beide im Juli an ihrem finalen Ort angebracht habe: Vertikal an die Fassade unserer Dachterrasse. Ein Modul steht direkt nach Süden ausgerichtet, das andere Modul ist nach Westen ausgerichtet um die Nachmittags- Abendsonne, insbesondere in der Sommerzeit einzufangen.

Die Module mussten vertikal angebracht werden, da ansonsten zu viel Platz auf der Terrasse verloren geht. Insbesondere im Winter ist die Anbringung von Vorteil, da der Ertrag durch die tief stehende Sonne deutlich höher ist. Im Sommer ist das natürlich nicht optimal, auf der anderen Seite habe ich Im Sommer bei Sonnenschein ohnehin zu viel Solarstrom und kann ihn gar nicht komplett nutzen.

Zur Leistung: Die beiden PV-Module und Wechselrichter sind zwar nicht vom gleichen Hersteller, aber in ihrer Leistung relativ identisch. Die PV-Module verfügen können 410 Wp erzielen, die beiden Wechselrichter sind auf 300 Watt limitiert. Insgesamt habe ich also 600 Watt.

Standort: Die Anlage befindet sich in Hamburg und ist frei von jeglicher Verschattung.

Solarertrag des Balkonkraft in 2023

Die beiden Module produzierten im Gesamtjahr 505 kWh. Davon konnte ich 391 kWh selbst nutzen, was einem Eigennutzungsgrad von 77% entspricht. 114 kWh wurden (leider) in das Netz eingespeist.

ertrag photovoltaik balkonkraftwerk

Die Messung aller Verbräuche und Solarproduktion wird über Shelly-Komponenten gemessen und in Home Assistant aggregiert. Schaut euch doch gerne mal die Artikel hierzu an:

Einspeisevergütung

Bislang habe ich darauf verzichtet eine Vergütung für die Einspeisung zu beantragen. Bei aktuellen 8,2 Cent pro kWh würden mir in 2023 sage und schreibe 9,35 EUR zustehen. Dafür ist mir der damit verbundene Administrationsaufwand zu hoch. Lieber versuche ich den Eigennutzungsgrad weiter zu erhöhen.

In 2023 habe ich für den Bezug von Strom aus dem Netz knapp 40 Cent pro KiloWattstunde gezahlt. Würde ich auch die noch selbst nutzen können, würde dies zu einer Kostenreduktion beim Strombezug aus dem Netz von 45,60 EUR führen.

Amortisation des Balkonkraftwerk

Auf Basis des ersten Jahres sieht die Amortisation sehr gut aus: Nach 5,1 Jahren hat sich das BHKW refinanziert. In der Berechnung ist natürlich nur der Solarstrom eingeflossen, den ich selbst nutzen könnte.

600 Watt Anlage mit
800 EUR
Anschaffungskosten

391 kWh á 0,40 Euro =
156,40 EUR
Stromeinsparung

Führt zu
5,1 Jahren
Amortisationsdauer

Es ist jedoch zu erwarten, dass in 2024 die Amortisationsrate sich etwas verschlechtert, da mein Strompreis zum Januar 2024 auf 0,34 Euro pro kWh sinken wird. Zum Glück, auch wenn sich dadurch die Amortisationsberechnung etwas verschlechtert.

CO2 Bilanz: Erledigt!

Das Fraunhofer Institut führte in 2021 eine Studie durch, die sich unter anderem mit der Energy-Payback-Time beschäftigt. Demnach beträgt die Energy-Payback-Time nur noch 1-1,3 Jahre. Dies bedeutet in anderen Worten, nach 1-1,3 Jahre hat sie Anlage bereits mehr Energie erzeugt, als dass sie in der Produktion und beim Einbau benötigt hat. Da die Lebensdauer von PV-Anlagen bei 20-30 Jahren liegt, liegt eine sehr positive CO2 Bilanz vor.

Was bedeutet das für mich? Ich habe das erste Modul im September 2022 und das zweite Module im Oktober 2022 gekauft und aufgestellt. Demnach sollte per Ende 2023 mein Balkonkraftwerk bereits im grünen Bereich liegen. Für die nächsten 15-20 Jahre trägt meine Anlage dazu bei, die CO2 Emissionen zu reduzieren. Das fühlt sich sehr gut an und ist für mich sogar wichtiger als die Wirtschaftlichkeit der Anlage.

Batteriespeicher kaufen um den Eigennutzungsgrad zu verbessern?

Die Anschaffung einer Batterie ist für mich nach wie vor kein Thema bei mir. Aktuell (Dezember 2023) gab es ein paar „günstige“ Angebote für Stromspeicher, um die 1000 EUR. Da meine Stromkosten in 2024 bei 0,34 Euro pro kWh liegen, müsste ich also 2.941 kWh mit der Batterie speichern (1000 EUR / 0,34 EUR), damit sich die Batterie rechnet. In Bezug auf die 114 kWh, die ich in 2023 ins Netz eingespeist habe, würde sich der Speicher nach 25,8 Jahren amortisieren. Die Lebensdauer der Batterie ist jedoch deutlich geringer, also ist das aus meiner Perspektive keine sinnvolle Investition.

Dazu kommt wohl auch noch, dass ich in der letzten Zeit zu viele Nachrichten von explodierten Stromspeichern gesehen habe.

Nutzung des Stromüberschuss mittels einer Infrarotheizung

Von dieser Idee war ich ganz begeistert: Ich kaufe eine Infrarotheizung und schalte diese immer dann ein, wenn ein Stromüberschuss vorliegt. Hier zu habe ich auf dieser Seite auch eine Anleitung geschrieben. Die Praxiserfahrung hierzu ist jedoch recht ernüchternd:

  • Diese Lösung bietet sich nur in der Heizperiode an. Zu dieser Jahreszeit liegt jedoch deutlich weniger Überschuss vor. Im Sommer, wo der meiste Stromüberschuss vorliegt, greift dieser Ansatz nicht.
  • Ich habe eine Infrarotheizung mit „nur“ 130 Watt. Aber bereits diese Hürde ich sehr hoch, insbesondere in den Wintermonaten. Selbst wenn hier die Sonne strahlt, reicht der Überschuss kaum aus um die Infrarotheizung zu starten.
  • Im Gesamtjahr 2023 konnte ich nur 2 kWh Stromüberschuss in die Infrarotheizung leiten können – eine sehr ernüchternde Bilanz.
  • Deutlich besser würde es aussehen, wenn man eine Infrarotheizung stufenlos schalten könnte. Hierzu habe ich jedoch noch keinen Lösungsansatz gefunden.

Fazit

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Balkonkraftwerk und würde mich freuen noch viel mehr Balkonkraftwerke in Deutschland zu sehen. Wie man oben sieht, amortisiert sich so eine Anlage in wenigen Jahren und wir tragen aktiv zur Energiewende bei und müssen nicht warten, bis die Politik in Wallung kommt. Hinzu kommt, dass sich ein Balkonkraftwerk auch in Bezug auf die CO2 Bilanz nach 1,3 Jahre amortisiert und damit ein aktiver Beitrag zur Klimawende ist.


Comments

One response to “Rückblick 2023: Ein Jahr Balkonkraftwerk”

  1. Harm Schnakenberg

    Nutzung des Stromüberschuss mittels einer Infrarotheizung

    Im Bereich um die 150 W gibt es Dimmer die ähnlich der geschalteten shelly Steckdosen über die Automatisierung den Home Assistant angesteuert werden können. Ich habe
    z.B. den Sonoff D1 Smart Dimmer Switch Wifi/RF.
    Habe nur leider kein Modell fertig mit Schuko-Steckdosen gefunden.

    Mir fehlt der Infrarotstrahler in der Leistungsklasse – aber mit einer Glühlampe funktioniert es – und die ist ja elektrisch nichts anderes.

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